Frohe Weihnachten und ein gesegnetes neues Jahr!
„Heute sollt ihr es erfahren: Der Herr kommt, um uns zu erlösen, und morgen werdet ihr seine Herrlichkeit schauen.“ (Ex 16,6-7)
Der Introitus von Heiligabend, das heißt der Schriftvers, der das „Motto“ der Feier angibt, greift ein Verheißungswort aus dem Buch Exodus auf. Am Vorabend des Bundesschlusses auf dem Berg Sinai ergeht an Israel, das aus Ägypten ausgezogen ist und dann durch die Wüste dem `Gelobten Land´ entgegenzieht, die Verheißung: „Heute sollt ihr es erfahren. Der Herr kommt …“ Dieser Vers wird nun auf das Festgeheimnis von Weihnachten bezogen. Die Weihnachtsmesse führt uns vor Augen, was die Tage des Advents verheißen haben: Heute, in dieser Nacht, wird Gott Mensch, heute werden die alten Verheißungen wahr, und morgen schaut die Christenheit, staunend und froh, die Herrlichkeit Gottes, der zu den Menschen gekommen ist.
„Heute“. Das war seinerzeit in der Nacht, in der Kälte, in einem Stall, in einer Randlage. Da wurde ein Kind geboren. Jesus, Menschensohn und Retter, Immanuel, Gott-mit-uns. Geboren in ärmlichen Umständen, ein Menschenkind wie viele andere, ein Gotteskind wie keines von den andern.
Können wir das „Heute von Bethlehem“ in das „Heute von Hamburg“ holen? Weihnachten sagt uns: Ja, jede Zeit kann zum Gegenwartsort der Ankunft Gottes werden. Jede Zeit kann zum Ankunftsort der Zeit der Fülle werden. Die Zeit der Geschichte verläuft ja nicht einfach wie ein Pfeil, der in der Vergangenheit begonnen hat und seitdem vergangene Ereignisse der Geschichte aufreiht. Geschichte ist nicht wie ein naturgesetzlicher Ablauf, sondern ein Schauplatz menschlicher Handlungen. Und Menschen handeln in ihrem Heute in Erinnerung an Geschehenes und Getanes, und in Erwartung dessen, was in der Zukunft geschieht und getan wird.
Weihnachten, das alljährlich wiederkehrende Fest der Geburt Jesu, unseres Herrn, lässt uns verstehen, dass die Ankunft Gottes in Zeit und Geschichte, so wie sich damals Gegenwart verschafft hat, in jeder Zeit des Menschen von neuem gegenwärtig werden will. Den Hirten auf dem Feld offenbarte der Engel Gottes: „Fürchtet euch nicht, denn ich verkünde euch eine große Freude. Heute ist euch in der Stadt Davids der Retter geboren; er ist der Messias, der Herr. Und das soll euch als Zeichen dienen: Ihr werdet ein Kind finden, in Windeln gewickelt, in einer Krippe.“ (Lk 2,12) Seit seiner Geburt, die wir erinnern, und durch sein Kommen, das wir erwarten, wird unsere Zeit zu einer, in der sich von neuem ein Wunder ereignen will: Das Wunder, dass die Nacht erhellt wird, Einsamkeit überwunden und Hoffnung geteilt wird, dass Menschen einander Brot und Wein sind, Barmherzigkeit und Freundlichkeit Platz finden, in denen und durch jene, die für IHN offen sind. Ja, „heute sollt ihr es erfahren: Der Herr kommt, um uns zu erlösen, und morgen werdet ihr seine Herrlichkeit schauen.“
Ich wünsche Ihnen von Herzen, gemeinsam mit Pfarrer Dr. Vorotnjak und dem Pastoralteam, ein frohes und segensreiches Weihnachtsfest!
Ihr Pfarrer Dr. Thomas Benner