Unsere zukünftige Pfarrei wird den
Namen Heilig Geist tragen.

Ich will Ihnen erzählen, was mir dieser Name für meinen persönlichen Glauben und für unsere Pfarrei bedeutet.

Pfarrer Franz Mecklenfeld
Pfarrer Franz Mecklenfeld

Dieser Name erzählt und bezeugt in prägnanter Weise, wie Gott sich in der Beziehung zum Menschen und zur ganzen Schöpfung gezeigt, ausgedrückt hat, wie er gewirkt und, kurz gesagt, wie er sich offenbart hat. Dazu lade ich Sie und Euch ein zur Lektüre einer kleinen Reihe von biblischen Gedanken zum Heiligen Geist Gottes: von der Schöpfungs- bis zur Apostelgeschichte. Sie werden schnell spüren, dass uns der Name unserer künftigen Pfarrei an zentrale Inhalte unseres Glaubens heranführt. So werden wir an diese erinnert und dadurch inspiriert, als „Kirche vor Ort“ den lebendigen Gott, seine Beziehung zu uns Menschen, sein Wirken in der Welt und in der Kirche zu bekennen.

Im 1. Buch der Bibel, dem Buch Genesis lesen wir: „Im Anfang erschuf Gott Himmel und Erde. Die Erde war wüst und wirr und Finsternis lag über der Urflut und Gottes Geist schwebte über dem Wasser.“ Und „Gott, der HERR, formte den Menschen, Staub vom Erdboden, und blies in seine Nase den Lebensatem, seinen Geist. So wurde der Mensch zu einem lebendigen Wesen.“

Ich finde es großartig, welchen Ursprung und Grund die ganze Schöpfung, unsere Welt und jeder Mensch hat: die Beziehung Gottes, sein Geist, seine Kraft, seine Energie, sein Wille zum Leben.

Im Buch des Propheten Jesaja steht im 42. Kapitel: „Siehe, das ist mein Knecht, den ich stütze; das ist mein Erwählter, an ihm finde ich Gefallen. Ich habe meinen Geist auf ihn gelegt, er bringt den Nationen das Recht. Das geknickte Rohr zerbricht er nicht und den glimmenden Docht löscht er nicht aus; ja, er bringt wirklich das Recht.“ Welch eine Perspektive bringt Gott hinein in die in der Geschichte nicht endende Folge von Rechtlosigkeit, Unterdrückung und Hoffnungslosigkeit, die Menschen erleiden!

Die Evangelien nach Matthäus, Markus, Lukas und Johannes bezeugen uns die Geistkraft Gottes immer wieder und entscheidend in Jesus. Durch wessen Initiative und wie kam er in die Welt? Bei Lukas lesen wir: „Der Engel sagte zu Maria: Siehe, du wirst schwanger werden und einen Sohn wirst du gebären; dem sollst du den Namen Jesus geben. Heiliger Geist wird über dich kommen und Kraft des Höchsten wird dich überschatten.“ Matthäus beschreibt es so: „Mit der Geburt Jesu Christi war es so: Maria, seine Mutter, war mit Josef verlobt; noch bevor sie zusammen gekommen waren, zeigte sich, dass sie ein Kind erwartete – durch das Wirken des Heiligen Geistes.“

Kein Mensch zeugt und schenkt sich selber das eigene Leben, auch Jesus nicht. Gottes Geist, seine Absicht und sein Wille ist es, durch Jesus der Welt und uns Menschen Liebe, Gerechtigkeit, Heil und Hoffnung, die Überwindung aller Entfremdung von uns selbst und von der Quelle unseres Lebens (d.h. Sünde), die Überwindung aller Endlichkeit zu schenken! Was kann es Größeres geben, als eine solche Lebensgewissheit geschenkt zu bekommen und haben zu können?

Und unsere menschlichen Fragen nach der Gewissheit unserer Lebensüberzeugungen und der Glaubwürdigkeit unseres Glaubens nimmt Jesus selber auf. Bei Johannes heißt es im Blick auf die immer nagenden und bohrenden Fragen nach dem Sinn des Lebens: „Jesus sprach: Der Vater wird euch einen Beistand geben, der für immer bei euch bleiben soll, den Geist der Wahrheit. Wenn aber der Beistand kommt, den ich euch vom Vater aus senden werde, der Geist der Wahrheit, der vom Vater ausgeht, dann wird er Zeugnis für mich ablegen.“

Ich verstehe diese Worte so: Wem schenke ich mein Vertrauen, wem folge ich, wessen ‚Follower‘ bin ich? Ich persönlich will selbstverantwortlich und überzeugt der Wahrheit folgen, die Jesus uns verkündet und vorgelebt hat; diese Wahrheit ist er letztlich selber, die Wahrheit der Liebe und Hingabe, der er bis in die letzte Konsequenz seines Lebens, seinem Tod am Kreuz, treu bleibt. Und selbst mit seinem Tod ist diese Wahrheit nicht aus der Welt verschwunden. Am Kreuz schrie Jesus aber noch einmal mit lauter Stimme. Dann hauchte er den Geist aus.“ Jesus zieht mit seinem Tod die Welt und die Menschen nicht hinunter in den Strudel der Gewalt, des Untergangs und Todes, ganz im Gegenteil. Er haucht seinen Geist in die Welt hinein, damit sie lebt! Und dann? Gott ruft ihn heraus aus seinem Tod, Gott will und bestätigt das Leben, er bestätigt ein für allemal die Botschaft des Lebens und der Hoffnung! Und damit ist es noch nicht genug. Jesus kommt „nach seiner Auferstehung bei verschlossenen Türen zu den Jüngern und sagt zu ihnen: Friede sei mit euch! Dann haucht er sie an und spricht: „Empfangt den Heiligen Geist. Denen ihr die Sünden erlasst, denen sind sie erlassen!“ Gottes Geist und Wille ist Vergebung und Versöhnung! Wer möchte und will ohne diese Perspektive leben? Ich nicht.

Und schließlich: Wer sorgt dafür, dass die Botschaft vom Geist Gottes, vom Geist und Leben Jesus nicht vergessen und den Menschen immer wieder angeboten wird? Wir selber, Sie und Ihr und ich!

Die letzten Worte Jesu bei Matthäus lauten, bevor Jesus in den Himmel aufgenommen wird: „Geht und macht alle Völker zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, und lehrt sie, alles zu befolgen, was ich euch gesagt habe!“

Und in der Apostelgeschichte lesen wir, welche Wirkungen Gottes Geist nach der Himmelfahrt Jesus hatte: „Als der Tag des Pfingstfestes gekommen war, waren alle zusammen am selben Ort. Da kam plötzlich vom Himmel her ein Brausen, wie wenn ein heftiger Sturm daher fährt, und erfüllte das ganze Haus, in dem sie saßen. Und es erschienen ihnen Zungen wie von Feuer, die sich verteilten; auf jeden von ihnen ließ sich eine nieder. Und alle wurden vom Heiligen Geist erfüllt und begannen, in anderen Sprachen zu reden, wie es der Geist ihnen eingab. (…) Und die Kirche lebte in der Ehrfurcht des Herrn, und sie wuchs durch
die Hilfe des Heiligen Geistes.“

Ich habe versucht, Ihnen und Euch etwas davon zu erzählen, wie ich mein Leben und meine Gottesbeziehung, wie ich die Kirche und meine Aufgabe darin verstehe, und warum ich den Namen Heilig Geist für unsere künftige Pfarrei besonders gut finde: Ich und wir leben aus dem Geist und der Liebe Gottes, und wir sind gesendet und beauftragt, uns von Gottes Geist erfüllen und prägen zu lassen – und so lebendige „Kirche der Beziehung“ zu sein.

Pfarrer Mecklenfeld