Für die Botschaft Christi
Die Veröffentlichung des Gutachtens über den „Umgang mit Fällen sexualisierter Gewalt im Erzbistum München und Freising“, in dem die Schicksale unfassbar vieler von sexueller Gewalt betroffenen Menschen dargestellt werden sowie die schrecklichen Taten der Täter und das unverantwortliche Handeln der verstorbenen und der lebenden Verantwortlichen bis hin zum em. Papst Benedikt XVI. erschüttert mich zutiefst.
Ich weiß, dass ich nicht ohne Sünde bin und um meinen Lebensweg gerungen habe. Ich weiß nicht, wie ich gedacht, entschieden und gehandelt hätte, wäre ich in der Personalverantwortung gewesen. Ich klage nicht an. Aber die mit jeder Veröffentlichung immer bekannter werdenden Dimensionen der sexualisierten Gewalt lassen mich Ihnen diesen Brief schreiben.
Die SZ titelt am 22. Januar: „Ist die katholische Kirche noch zu retten?“ Wenn ich allein auf die in der Studie dargestellten Dimensionen der sexualisierten Gewalt und den Umgang damit schauen würde und müsste, dann würde ich ins Zweifeln geraten.
Wenn ich dazu auf Jesus Christus, den Grund und die Mitte der Kirche schaue und seine Botschaft höre, dann kann und will ich die Frage anders beantworten. Dann höre ich die klagenden und mahnenden Worte Jesu: „Wer einem von diesen Kleinen, die an mich glauben, Ärgernis gibt, für den wäre es besser, wenn ihm ein Mühlstein um den Hals gehängt und er in der Tiefe des Meeres versenkt würde.“ (Mk 9,42; Lk 17,1). Dann höre ich die Worte gegen die Selbstgerechtigkeit, Worte von Umkehr und Buße, von Reue und Bekenntnis, und von der Aufforderung, „nicht Herr, Herr zu sagen, sondern den Willen Gottes zu tun“. Dann höre schließlich auch ich die Worte von der Barmherzigkeit und Vergebung. Dann darf ich sagen: „Die Kirche ist gerettet, weil und wenn Christus ihre Mitte ist.“
Am 4. Sonntag im Jahreskreis hörten wir im Lukasevangelium folgende Worte, die Jesus sich zu eigen gemacht, die er in Wort und Tat verkündet hat und die Kernbotschaft für SEINE Kirche sind: „Der Geist des HERRN ruht auf mir; denn ER hat mich gesalbt. ER hat mich gesandt, damit ich den Armen eine frohe Botschaft bringe; damit ich den Gefangenen die Entlassung verkünde und den Blinden das Augenlicht; damit ich die Zerschlagenen in Freiheit setze und ein Gnadenjahr des Herrn ausrufe.“
Das ist die Botschaft Jesu, dafür bin ich Priester in unserer Kirche. Für diese Botschaft stehen unser Pastoralkonzept, unsere Pfarrei, die Gemeinden und Orte kirchlichen Lebens mit all ihren Ehren- und Hauptamtlichen. Diese Botschaft gibt Orientierung und Zuversicht. Deshalb sind wir Kirche, deshalb versammeln wir uns zur Feier der Gottesdienste und Sakramente, deshalb lassen wir uns immer wieder in seine Nachfolge rufen, deshalb sind wir verpflichtet, nach seinem Wort zu handeln.
Deshalb wünsche ich Ihnen und uns allen, dass wir gemeinsam diese Botschaft leben und Botschafterinnen und Botschafter werden für Christus und die Kirche, an die er gedacht hat.
Ihr Pfarrer Mecklenfeld